Die Anfänge

Die Wurzeln der Sadtkapelle Radolfzell reichen bis ins Jahr 1772 zurück, in eine Zeit, in welcher Stadtpfeifer und Trommler das städtische Musikleben gestalteten. Bei verschiedensten Anlässen waren die Klänge der Musikanten zu hören, insbesondere auch beim Radolfzeller Hausherrenfest. Die Ausbildung der Musiker wurde von der Stadt bezuschußt. Von einer vereinsmäßig organisierten Kapelle kann man ab dem Jahr 1812 sprechen, in dem im Zuge der Gründung eines Bürgercorps auch ein Musikzug gebildet wurde. Der erste namentlich bekannte Dirigent hieß Johann Baptist Böhler. Er soll in seiner Laufbahn als Musiklehrer mehr als 1000 Schüler ausgebildet haben.

Zwischen 1840 und 1859 wurden die Bürgercorps, und somit auch ihre Musikkapellen zweimal aufgelöst und ein paar Jahre später wieder neu gegründet. Das tat dem Musikleben freilich keinen Abbruch, es wurde weiterhin geprobt und bei Feierlichkeiten musiziert, auch ohne Unterstützung durch die Stadt.

Nachfolger von Johann Baptist Böhler war ab 1844 Arsenius Pfaff, welcher auch den Radolfzeller Münsterchor leitete. 1859 konstituierte sich eine selbständige Bürgermusikgesellschaft. 1867 wurde Glasermeister Josef Anton Linder der Nachfolger von Pfaff und im selben Jahr vom Stadtrat als "Musikdirektor" bestätigt. Im Jahr 1874 wurde unter dem Einfluß der Zentrumspartei eine zweite Kapelle gegründet, der der Uhrmacher Louis Böhm vorstand. Sie nannte sich die "schwarze Kapelle" im Gegensatz zu der Kapelle Linders, welche als "rote Kapelle" bezeichnet wurde. Die Konkurrenz der beiden Kapellen endete mit dem Rücktritt Linders, welcher 1877 den Weg für eine Vereinigung der beiden Kapellen unter der Leitung von Louis Böhm freimachte. Allerdings dirigierte auch Linder die vereinigte Kapelle noch einmal und zwar von 1879-1882.

1895 erfolgte die Umbenennung von "Musikverein Radolfzell" in "Stadt- und Feuerwehrmusik Radolfzell". Schon damals war die Stadtkapelle eine der besten Musikantengruppen im Hegau, was sie bei den Wertungs -spielen des -zu dieser Zeit neu gegründeten- "Hegaumusik-verbandes", in den folgenden Jahrzehnten auch immer wieder unter Beweis stellte. Die weitere Entwicklung der Stadtkapelle bis heute verlief in etwas ruhigeren Bahnen als in den Anfangszeiten und es würde den Rahmen dieser kurzen Übersicht sprengen, die komplette Vereinsgeschichte niederzuschreiben.

Stadt- und Feuerwehrkapelle Radolfzell um 1903  

Stadt- und Feuerwehrkapelle Radolfzell um 1903

Stadtkapelle_1953   

Stadtkapelle beim Bundesmusikfest 1953 in Singen

 

Die Gegenwart

Im Jahre 1964 übernimmt Heinrich Braun die Musikkapelle, die sich seit 1947 "Stadtkapelle Radolfzell" nennt. Er löst Helmut Weigel ab, von dem sich die Stadtkapelle wegen schwerwiegenden Differenzen mit einigen Musikern trennt. Heinrich Braun wird die Geschicke des Orchesters für die nächsten 36 Jahre lenken. Er führt die Stadtkapelle zu neuen musikalischen Höhenflügen und macht sie zu einem der besten Vereinsblasorchester in Deutschland. Drei Goldmedaillen beim WMC Kerkrade in der 1. Division und der Sieg beim Wettbewerb 1995 beim Bundesmusikfest in Münster sind nur einige der Erfolge seines musikalischen Schaffens.

Stadtkapelle_1972

Stadtkapelle 1972

Außerdem gründet Heinrich Braun das Jugendblasorchester Radolfzell, welches er mit dem gleichen Erfolg leitet. Gründungsmitglieder des ersten Jugendblasorchesters gehören heute zur Vorstandschaft der Stadtkapelle und zum musikalischen Stamm. Auch heute noch bezieht die Stadtkapelle seinen Nachwuchs aus dem JBO. Ebenfalls in die Ära Heinrich Braun fällt die Gründung und Entwicklung der Musikschule Radolfzell von der Bläserschule zur moderenen Musikschule mit vielfältigem Angebot.

Im Jahr 2000 übernimmt Ladislaus Vischi die Leitung der Musikschule, des Jugendblasorchesters und der Stadtkapelle. Er leitet die beiden Orchester mit Geschick und künstlerischem Feingefühl. Die Stadtkapelle Radolfzell erringt unter seiner Leitung im Jahr 2001 eine Silbermedaille in der Konzertwertung beim WMC in Kerkrade, außerdem eine Goldmedaille im "Festivalwettbewerb". Gegenstand dieser Marschvorführung ist die "Hausherrenprozession" zu der Ladislaus Vischi eigens einen Marsch aus Themen des Hausherrenliedes und der Hausherrenlitanei arrangiert hat.

Die Hausherrenprozession gehört heute zum festen Repertoire der Stadtkapelle und wird jedes Jahr am Hausherrensonntag und -montag aufgeführt. Ein weiterer musikalischer Erfolg Vischis ist der Gesamtsieg beim CISM Wettbewerb 2002 in Goldach (CH).

Ladislaus Vischi ist auch Initiator des Marktplatzkonzertes, welches alljährlich unter dem Namen"Klassik am Marktplatz" (siehe Bild) stattfindet und bei dem die Stadtkapelle regelmäßig ein begeistertes Publikum hinterläßt.

Seit 2008 wird die Stadtkapelle von Kuno Rauch geleitet. Der jüngste Erfolg der Stadtkapelle fand im Jahre 2009 unter seiner Führung statt: beim Wertungsspiel in Überlingen am Bodensee errang die Stadtkapelle in der Höchststufe die Wertung: "mit hervorragendem Erfolg" und erreichte 97 von 100 Punkten.

 

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